Geschäftsbericht der Annalise-Wagner-Stiftung 2004
Im Jahr 2004 arbeiteten in den Stiftungsgremien ehrenamtlich 16 Bürger aus Neubrandenburg, Neustrelitz und dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz mit. Der Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg, Herr Dr. Paul Krüger, berief am 5. Februar 2004 innerhalb der Sitzung der Neubrandenburger Stadtvertretung die Mitglieder des Kuratoriums für die Amtszeit 2004 – 2007 und würdigte ihr bürgerschaftliches Engagement. Neue Kuratoriumsmitglieder sind Frau Angelika Wehnes-Stüve und Herr Heinz Überdick, zum wiederholten Mal engagieren sich Herr Jürgen Grundmann, Herr Georg Huschke, Herr Dirk Kollhoff, Herr Dr. Joachim Lübbert, Frau Hannelore Melka, Frau Gudrun Mohr, Herr Ralf Achim Rotsch, Frau Gundula Tschepego und Herr Marco Zabel. Das Kuratorium wählte Herrn Dr. Joachim Lübbert zum Vorsitzenden, Herrn Georg Huschke zum stellvertretenden Vorsitzenden sowie Herrn Ralf Achim Rotsch und Frau Gudrun Mohr zu Rechnungsprüfern. Dr. Joachim Lübbert legte anlässlich der Neuberufung vor den Stadtvertretern Neubrandenburgs Rechenschaft ab über die Stiftungsarbeit während der Amtszeit 2001 bis 2003. In den Stiftungsvorstand wählte das Kuratorium am 13. Oktober 2004 für die Amtszeit 2004 bis 2006 Frau Heike Birkenkampf, Frau Cornelia Bugenings, Frau Christiane Weigt, Herrn Dr. Reiner Wieland und Frau Eleonore Wolf. Der Stiftungsvorstand wählte aus seiner Mitte Herrn Dr. Wieland zum Vorsitzenden. Vorstand und Kuratorium trafen sich im Berichtsjahr zu je drei Beratungen.
Ihren Stiftungszweck verwirklichte die Annalise-Wagner-Stiftung insbesondere durch die Vergabe des Annalise-Wagner-Preises 2004, der im Berichtsjahr durch den Landkreis Mecklenburg-Strelitz mit 500 Euro gefördert wurde. Der Stiftung lagen 41 Bewerbungen und Vorschläge vor, davon 31 Eigenbewerbungen und 10 Vorschläge; 23 Titel Sachliteratur, 17 Titel Belletristik und 1 Titel Kinderliteratur; 30 Titel von Autoren aus der Region Mecklenburg-Strelitz und 11 Titel mit Bezügen zur Region von Autoren, die z. B. in Berlin, Schwerin oder Schleswig-Holstein leben. In der Jury des Annalise-Wagner-Preises 2004 arbeiteten ehrenamtlich mit Frau Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e. V., Frau Susanne Schulz, Deutscher Journalisten-Verband / Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. und Herr Frank Selge, Landesheimatverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. sowie die Kuratoriumsmitglieder Herr Jürgen Grundmann, Frau Gudrun Mohr und Frau Gundula Tschepego. Die Jury schlug vor, den Annalise-Wagner-Preis 2004 an den Erzählungsband „Zweieinhalb Tage“ des Neubrandenburger Hobbyautoren Roland Gutsch zu verleihen, der 2004 im Friedländer Verlag Steffen erschien. Sie würdigte dieses literarische Werk „als herausragende Prosa, deren literaturästhetische Vorzüge erwachsen aus der wirkungsvollen Verschmelzung von inhaltlich-thematischen und formal-sprachlichen Komponenten.“ In der Begründung der Jury heißt es: „Roland Gutsch erzählt Geschichten, die dem Leser nahe gehen und ihn vergnügen. Ob kindliche Abenteuerlust, Entfremdung in der Ehe oder ein deutsch-polnisches Zusammentreffen – für jede Geschichte findet der Autor eine überzeugende Form und Erzählperspektive. In einer lakonischen, anspielungsreichen Sprache mit Anklängen an Mundarten meistert Roland Gutsch die Spielarten des Komischen souverän.“ Das Kuratorium folgte dem Vorschlag der Jury am 12. Mai 2004 einstimmig. Mit dieser Entscheidung kam erstmals in der Stiftungsgeschichte ein gleichberechtigter Akzent des Annalise-Wagner-Preises zum Tragen, der in Statut und Ausschreibung des Annalise-Wagner-Preises ausdrücklich formuliert ist, in der Preisvergabe aber noch nicht berücksichtigt werden konnte: Es wurde ein Titel ausgezeichnet, der nicht inhaltlich Bezug nimmt auf die Region Mecklenburg-Strelitz, sondern Regionalliteratur ist durch den Wohnort des Verfassers.
Die öffentliche Preisverleihung fand am 25. Juni 2004 im Kreis von circa 130 Gästen in der „Alten Gießerei“ des Neubrandenburger Werkes der Webasto AG statt. Den mit 2.500 Euro dotierten regionalen Literaturpreis überreichten der Erste Beigeordnete des Oberbürgermeisters der Stadt Neubrandenburg sowie der Kuratoriumsvorsitzende; es gratulierten der Bürgermeister der Heimatstadt der Stifterin Neustrelitz, Herr Andreas Grund, die Erste Beigeordnete des Landkreises Mecklenburg-Strelitz, Frau Ingrid Sievers, sowie Verleger Sven Steffen. In seiner Laudatio vermittelte Dr. Wolf-gang Mahlow von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e. V., dass Roland Gutsch literarisch Wichtiges gelang: „In den krummen Lebenslinien seiner Figuren finden sich Erfahrungen, die über das Individuelle, vor allem aber über das regional Bestimmte hinausreichen." Die "Komik des Erinnerns" verbinde die Erzählungen – und das besondere Verdienst des Autors sei es, die „Widersprüche des Erinnerns aufzureißen“, zu zeigen, „wie literarisches Erinnern funktionieren kann“. Roland Gutsch wies in seinem Dankwort - formuliert als „Eine kurze Erzählung von dem da auf der Couch“ - insbesondere auf den nachhaltigen Wert von öffentlicher Anerkennung für "Hobbyautoren" hin. Das Rahmenprogramm der Preisverleihung rückte im „Jahr der Technik 2004“ unter dem Motto „Tradition trifft Zukunft“ regionale Aspekte des Gedankens „Zukunftschance Techniktradition“ in das öffentliche Interesse. Die Annalise-Wagner-Stiftung war deshalb erstmals zu Gast in einem Wirtschaftsunternehmen. Das Neubrandenburger Werk der Webasto AG schreibt Technik- und Wirtschaftsgeschichte nicht nur in der Region Mecklenburg-Strelitz sondern weltweit – und unterstützte Konzeption und Organisation der Preisverleihung hervorragend. Im Vortragsprogramm erinnerte Historiker Marco Zabel an die Impulse Annalise Wagners zur Erforschung und Vermittlung regionaler Technikgeschichte. Auf die Bedeutung des Technischen Landesmuseums Mecklenburg-Vorpommern für die Erforschung, Dokumentation und Vermittlung technischer Traditionen des Bundeslandes machte Dr. Kathrin Möller aufmerksam. Webasto-Werkleiter Heinrich Nostheide zeigte, dass in der „Alten Gießerei“ nicht nur symbolisch technische Traditionen des 19. und 20. Jahrhundert auf unternehmerische Kompetenz des 21. Jahrhunderts und Zukunftsvisionen von internationaler Bedeutung treffen. Er übergab dem Technischen Landesmuseum Modelle von zwei Standheizungen für die zeitnahe Dokumentation der Geschichte des Verkehrs- und Transportwesens. Architekt Dr. Hans-Werner Eckelt präsentierte erstmals öffentlich Bilder aus Geschichte und Zukunft des „Alten Speichers“, eines Denkmals regionaler Technik- und Wirtschaftsgeschichte, das durch die Webasto AG erhalten und zu neuem Leben erweckt wird. Dr. Hartmut Schmied stellte das „erste virtuelle Museum Mecklenburg-Vorpommerns“ vor, das mit moderner Kommunikationstechnik Zugang auch zu regionalen Sagen und Mythen vermittelt.
Das Kuratorium beschloß am 13. Oktober 2004, den Annalise-Wagner-Preis im Jahr 2005 in unveränderter Form und Dotierung auszuschreiben, ergänzt um den Hinweis, dass Texte auf elektronischen Datenträgern der Jury als Papierausdruck vorgelegt werden können.
Öffentlichkeitsarbeit für den Stiftungsgedanken und für den Stiftungszweck der Annalise-Wagner-Stiftung leistete die Stiftung über die öffentliche Preisverleihung hinaus durch ihre regelmäßig aktualisierte und inhaltlich mit Informationen zu Spenden und Zustiftungen ergänzte Homepage, durch Informationsmaterialien und Daueraustellung in der Regionalbibliothek Neubrandenburg, durch eine Ausstellung im Marktplatzcenter Neubrandenburg (innerhalb der Aktionswoche „NB liest“), durch Autorenlesungen (Partner: Regionalbibliothek Neubrandenburg) von u. a. 2 Annalise-Wagner-Preisträgern zur Eröffnung der Aktion „Lesen live“ im Marktplatzcenter und einen Autorenabend des Annalise-Wagner-Preisträgers 2004 in der „Reihe Regional“, durch ein Porträt Annalise Wagners im Internetportal „Frauenreisen in MV“ www.frauenblicke.de, durch aktualisierte Einträge in relevanten Stiftungsdatenbanken und Nachschlagewerken, durch Zuarbeit zur „Kulturanalyse Mecklenburg-Vorpommern“ und zur „Allgemeinen Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zum Stiftungswesen in Deutschland“ sowie durch Pressearbeit, die regionale Zeitungen und Zeitschriften, aber auch Internetportale und die „Neue Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs“ einschloss.
Am 14. April 2004 führten die Rechnungsprüfer Frau Gudrun Mohr und Herr Ralf Achim Rotsch die Finanzrevision ohne Beanstandungen durch. Die Finanzlage der Annalise-Wagner-Stiftung gestaltete sich ungünstiger, da im Berichtsjahr die langfristigen Anlageverträge für das Stiftungskapital ausliefen und mündelsichere Anlagen auf dem aktuellen Finanzmarkt wesentlich niedriger verzinst werden. Die Stiftung warb deshalb auf ihrer Homepage und in Flyern verstärkt um Spenden und Zustiftungen. Am 26. Mai 2004 erhielt die Annalise-Wagner-Stiftung eine Zustiftung der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin in Höhe von 1.000 Euro. Diese Zustiftung war nicht nur die erste für die Annalise-Wagner-Stiftung – sondern auch die erste Zustiftung überhaupt, die an eine Kulturstiftung in der Region Mecklenburg-Strelitz ging. Die offizielle Unterzeichnung der Zustiftungsurkunde fand im Rahmen eines Pressegesprächs statt. Darin stellte Dr. Heiko Denecke, Leiter der Initiative „Stiftungen für die östlichen Länder Deutschlands“ (SÖLD) des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen diese Initiative der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin in Bezug zur Entwicklung der Stiftungslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern und informierte über die Gründung des Initiativkreises „Stiftungen für Mecklenburg-Vorpommern“.
Die Annalise-Wagner-Stiftung war im Berichtsjahr Gründungsmitglied dieses ehrenamtlichen Initiativkreises und nahm an 4 Beratungen teil. Sie trägt auf diese Weise bei zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit für den Stiftungsgedanken und zur Vernetzung der Stiftungsarbeit im Bundesland und vertritt insbesondere die Belange unselbstständiger Stiftungen. Für die Entwicklung demokratischer Kultur engagierte sie sich außerdem durch Zuarbeit zur Begründung des Vorschlages, Regionalhistoriker Peter Maubach mit dem Daniel-Sanders-Preis 2003, (verliehen 2004) auszuzeichnen, durch ihre Teilnahme am Daniel-Sanders-Kulturtag 2004, durch ihre Stellungnahme zum angedachten Auszug des Neustrelitzer Stadtmuseums aus dem ehemaligen Wohnhaus Annalise Wagners und durch die Übernahme der ideellen Schirmherrschaft über das historisch – künstlerische Schülerprojekt "Annalise Wagner - Anna Eckstein“ am Gymnasium Carolinum Neustrelitz.
Dr. Joachim Lübbert, Vorsitzender des Kuratoriums
Heike Birkenkampf, Geschäftsstelle