Ausstellung in der Regionalbibliothek 24.11.2025 bis 14.01.2026: Regionale Sagen, Johanna Beckmanns Märchenbilder – und Annalise Wagner ; kleine Entdeckungen zum Immateriellen Kulturerbe „Märchenerzählen“ und „Sagenerzählen in Mecklenburg-Vorpommern"
Passend zur „Märchenzeit“ rund Weihnachten zeigt die Neubrandenburger Regionalbibliothek noch bis ins neue Jahr hinein eine kleine Ausstellung mit bunten „Bücherschätzen“ zum Thema Märchen und Sagen: historische Ausgaben aus den Bibliothekssammlungen, die das breite Ausleih-Angebot ergänzen durch kulturgeschichtlich wie regionalgeschichtlich interessante Publikationen aus vier Jahrhunderten. Außerdem leuchten in den Bibliotheksfenstern rund um die Uhr Märchen- und Sagen-Illustrationen: Märchen-Bilder zu deutschen Volksmärchen von Johanna Beckmann (1868-1941) und – in Kooperation mit der Stiftung Mecklenburg - Sagen-Bilder aus dem Kinderbuch „Riesen, Zwerge, Fabeltiere – Sagen aus Mecklenburg für Kinder“ von Hartmut Schmied, illustriert von Andrea Sommerfeld, herausgegeben von der Stiftung Mecklenburg (2023). Eine schöne Anregung, gerade jetzt „in Familie“ Märchen und Sagen zu erzählen! Wer mitmacht, erhält übrigens ganz aktiv immaterielles UNESCO-Kulturerbe lebendig: Das „Märchenerzählen“ ist UNESCO-Kulturerbe seit 2016 und das „Sagenerzählen in Mecklenburg-Vorpommern“ wurde 2021 aufgenommen in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland.
Interessante regionale Facetten zum Thema bringt die Annalise-Wagner-Stiftung in die Ausstellung ein. Diese engagiert sich für ein Vermächtnis der Stifterin Annalise Wagner (1903-1986), die Vergabe des Annalise-Wagner-Preises, eines regionalen Literaturpreises.
In Sachen „Märchenerzählen“ erinnert die Stiftung daran, dass die Heimatforscherin, Archivarin, Autorin und Stifterin Annalise Wagner aus Neustrelitz in den 70er Jahren erste Impulse setzte für die Wiederentdeckung der Künstlerin Johanna Beckmann (1868-1941). Diese war eine „Meisterin des Scherenschnitts“ und ihr Leben und Werk sind eng verbunden mit der Region, insbesondere Burg Stargard. Unter anderem schuf sie faszinierend filigrane Scherenschnitt-Illustrationen zu Märchen. Zu sehen sind u. a. eine Prachtausgabe zu Andersens Märchen (Teschner, 1909), das erste Andersen-Märchenbuch, welches in der Illustrationstechnik an Andersens eigene Scherenschnittkunst erinnert – sowie Blätter aus der Bildermappe „Deutsche Volksmärchen“ (Stiftungsverlag Potsdam, 1919).
Das Thema „Sagenerzählen in Mecklenburg-Vorpommern“ lag Annalise Wagner ganz besonders am Herzen. Sie engagierte sie sich vielfältig für das „Gedächtnis der Region Mecklenburg-Strelitz“ und bezog sich dabei ausdrücklich auf den einzigartigen Wert von historischen Sagen aus dieser Region als wichtiges regionales Kulturgut und als kulturgeschichtliche Quellen. In der Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs (1970, 1973) erzählte sie Sagen aus Südostmecklenburg für jedermann neu, um viele Menschen neugierig zu machen und das aktive Sagenerzählen wieder zu beleben. Zu entdecken gibt es in der Regionalbibliothek auch Sagentexte, die Bezug haben zur Weihnachtszeit und zu Neubrandenburg: Dazu gehört die „Sage vom armen Wollweber“, auf die sich der Namen des Neubrandenburger Weihnachtsmarkts bezieht: „Weberglockenmarkt“. Diese Sage erzählt zugleich auch eine „weihnachtliche Stiftungs-Geschichte“, denn die bis heute geläutete „Weberglocke“ der Marienkirche geht zurück auf eine Stiftung des geretteten Wollwebers.
Und nicht zuletzt: Auch in Preisträger-Texten des Annalise-Wagner-Preises finden sich Bezüge zu regionalen Sagen. Zu entdecken zum Beispiel in Publikationen von Gisela Krull (2. Annalise-Wagner-Preis, u. a. Heimatsagen aus Peckatel), Dr. Wilfried Bölke (6. Annalise-Wagner-Preis, u. a. Heinrich Schliemanns Kindheit und regionale Sagen) oder Dr. Friederike Werner (34. Annalise-Wagner-Preis, erkundet u. a. den Mythos um das sagenhafte Rethra in Bezug zum „ägyptischen“ Geheimnis von Schloss Hohenzieritz).


