20. Mai 2014 KZ Ravensbrück und Stadt Neubrandenburg: Geht mich das an? Projektmappen für politisch-historische Bildung werden am 20. Mai in Neubrandenburg vorgestellt
KZ Ravensbrück und Stadt Neubrandenburg: Geht mich das an?
Projektmappen wurden an 10 Neubrandenburger Schulen übergeben (PDF)
Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und Peter Modemann, Stellvertreter des Oberbürgermeisters der Stadt Neubrandenburg, übergaben im Rahmen der „Aktionstage politische Bildung“ am 20. Mai 2014 an 10 Neubrandenburger Schulen zwei Projektmaterialien für politisch-historische Bildung, die junge Leute zur Auseinandersetzung mit NS-Geschichte in Neubrandenburg anregen.
Die Projektmappen „Zwei Außenlager des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück in Neubrandenburg“ von Ulrike Maschner und „Ein Schmuggelfund aus dem KZ: Erinnerung, Kunst und Menschenwürde“ von Dr. Constanze Jaiser und Jakob David Pampuch geben innovative Impulse für die „Zukunft der Erinnerung“ an die Außenlager des KZ Ravensbrück in Neubrandenburg, an NS-Zwangsarbeit in Neubrandenburger Rüstungs-betrieben sowie an den „Schmuggelfund aus dem KZ Ravensbrück“ von Neubrandenburg-Fünfeichen. Sie wurden von der Neubrandenburger Annalise-Wagner-Stiftung ausgezeichnet, finden über das Angebot der Regionalbibliothek und nun auch ganz direkt ihren Weg in die Hände junger Leute und Pädagogen.
Zur Projektmappen-Präsentation im Neubrandenburger Rathaus hatten context e.V. und Stadt Neubrandenburg eingeladen, unterstützt von Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Regionalbibliothek, Annalise-Wagner-Stiftung. Mehr als 70 Schüler, Lehrer und interessierte Neubrandenburger waren dabei.
Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, führte in die Thematik ein und würdigte das besondere Engagement der Stadt Neubrandenburg für demokratische Erinnerungskultur und aktive Auseinandersetzung mit NS-Geschichte, das sowohl von kommunalen Einrichtungen wie Stadtarchiv und Regionalmuseum als auch von vielfältigem Bürgerengagement in Arbeitsgruppen, Bürgerinitiativen und Vereinen getragen wird. Zu aktuellen Herausforderungen an „Gedenkstättenpädagogik ohne Gedenkstätte“ brachte Dr. Matthias Heyl, Leiter der Pädagogischen Dienste der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, anregende Gedanken ein. Peter Modemann betonte, dass gerade gemeinsame Projektarbeit jungen Menschen hilft, selbst zu entdecken: dieses dunkle Kapitel Stadtgeschichte geht mich an, es stellt Fragen, die mit mir zu tun haben, die mir helfen, über Werte, Demokratie, Menschenwürde nachzudenken.
Mit der Interpretation von Gedichten und Briefen, die in Neubrandenburger Außenlagern des KZ Ravensbrück entstanden waren bzw. zum „Schmuggelfund aus dem KZ Ravensbrück“ von Neubrandenburg-Fünfeichen gehören, unterstützten Schüler des Sportgymnasiums / Musisches Haus die Präsentationen der Projektmappen-Autoren.
„Buchpremiere“ war in diesem Rahmen für die Projektmappe „Zwei Außenlager des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück in Neubrandenburg“ von Ulrike Maschner, context: Bausteine für historische und politische Bildung e.V. Diese Projektmappe schickt Jugendliche „vor der Haustür“ auf Spurensuche: Zahlreiche didaktisch aufbereitete Textquellen, Fotografien, Zeichnungen, Karten und Dokumente fügen sich zu einem dichten Bild über die scheinbar „verschwundenen“ Orte der KZ-Außenlager „Ihlenfelder Straße“ und „Waldbau“ zusammen, in denen mehr als 6.000 KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit gezwungen wurden.
Dr. Constanze Jaiser und Jacob David Pampuch vermittelten Erfahrungen aus bundesweiter praktischer Projektarbeit zum Thema „Ein Schmuggelfund aus dem KZ: Erinnerung, Kunst und Menschenwürde“. Quellengrundlage sind Briefe, Gedichte, Kunstwerke und Dokumente aus einem Kassiber, der 1943 aus dem KZ Ravensbrück in das Kriegsgefangenenlager Stalag II A in Neubrandenburg-Fünfeichen geschmuggelt, im Wald vergraben und nach über 30 Jahren wiederentdeckt wurde. Es geht um selbstentdeckendes Lernen mit poetischen und historischen Zeugnissen, um kreative eigene Erinnerungsformen, um Sensibilisierung für Fragen nach Menschenwürde und Menschenrechten. Konzipiert wurden die Projektideen als „Brückenschlag zwischen historischem Lernen und Menschenrechtsbildung“ und sind ausdrücklich auch für bildungsbenachteiligte Jugendliche gedacht.
Abschließend vermittelte Sieglinde Scheel, Demokratischer Frauenbund e. V., wie in Neubrandenburg aktives „Bürgerengagement gegen das Vergessen“ ganz praktisch aussehen kann: Sie stellte die Bürgerinitiative vor, künftig mit der Skulptur „Die Trauernde“ in der Neubrandenburger Innenstadt an die KZ-Außenlager zu erinnern.