Annalise-Wagner-Preis 2007
Lobende Anerkennung für junge Autoren 2007
Festliche Preisverleihung am 16. Juni 2007 in der Dorfkirche Zachow
Am 16. Juni 2007 verlieh die Neubrandenburger Annalise-Wagner-Stiftung in der mit 140 Gästen voll besetzten Dorfkirche Zachow den 16. „Annalise-Wagner-Preis“ für hervorragende Regionalliteratur über die Region Mecklenburg-Strelitz an die Schweriner Architekturhistorikerin Prof. Dr.-Ing. Sabine Bock sowie eine „Lobende Anerkennung für junge Autoren“ an den Potsdamer Studenten Mario Huth.

Die Auszeichnungen überreichten Dr. Reiner Wieland, Erster Beigeordneter des Oberbürgermeisters der Stadt Neubrandenburg, Christian Butzki, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Neustrelitz und Gundula Tschepego, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende.
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Prof. Dr. Sabine Bocks Manuskript des Inventars „Herrschaftliche Wohnhäuser auf den Gütern und Domänen in Mecklenburg-Strelitz: Architektur und Geschichte“ enthält 208 Beiträge zu Guts- und Herrenhäusern domanialer und ritterschaftlicher Güter in Mecklenburg-Strelitz, einschließlich des Fürstentums Ratzeburg und der Exklaven. Das dreibändige Werk wird im Herbst 2007 im Thomas-Helms-Verlag erscheinen und kann aus der Sicht der Jury des Annalise-Wagner-Preises als neues Standardwerk zur mecklenburg-strelitzschen Architekturgeschichte und als wichtiger Beitrag zur Landesgeschichtsschreibung angesehen werden.

Die Laudatio hielt Sigrid Keler, Finanzministerin des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern.  In ihrer Funktion als Finanzministerin lernte sie die Preisträgerin „als eine fundierte Kennerin von Architektur und Denkmalpflege kennen und schätzen“. Sigrid Keler betonte, dass die Beschäftigung mit Guts- und Herrenhäusern „zum Kern unserer regionalen Kulturgeschichte“ führt. Die Wertschätzung für diese historischen Gebäude und die sie umgebende ländliche Kulturlandschaft nehme zu und bei ihrer Sanierung sei es „unsere große Aufgabe, nicht sterile Denkmäler entstehen zu lassen, sondern den Gebäuden Gegenwart und Leben einzuhauchen, um so ihren langfristigen Bestand zu sichern“. Die Finanzministerin gab ihrer Überzeugung Ausdruck, „dass es auch mit Hilfe dieses beeindruckenden Kataloges gelingen wird, das eine oder andere Objekt dem Vergessen zu entreißen“.

In ihrem Dankwort erzählte Prof. Dr. Ing. Sabine Bock von „Euphorie und Durststrecken“, von Rechercheproblemen und Forscherglück, von Hilfe und Unterstützung bei ihrer mehr als fünfzehnjährigen ehrenamtlichen Forschungsarbeit. Sie zog das Fazit, dass sich die historisch abgeschlossene Region Mecklenburg-Strelitz als „ein nahezu perfektes Untersuchungsgebiet“ für die „Beschäftigung mit dem Bautyp des ostelbischen Herrenhauses“ erwies: In Mecklenburg-Strelitz gab es „alle historisch relevanten Arten von Gütern: Rittergüter, Domanialgüter, Stadtgüter und sogar ein Kirchengut. Es umfasst mit den historischen Gebieten des Landes Stargard und des Fürstentums Ratzeburg zwei in ihrer Entwicklung sehr unterschiedliche Bereiche, die außerdem in ihrer Vielfalt bereichert werden durch die … preußische Exklave Krumbeck, durch die … Exklave Alt-Horst und durch die … zur späteren Bundesrepublik gelangten Strelitzer Domänen, während alle anderen Güter ab 1949 zur DDR gehörten.“ Die Preisträgerin wünscht sich, dass ihre Arbeit allen Interessenten zugänglich sein wird, dass sie „Lücken in der Strelitzer Überlieferung etwas verkleinert und vor allem hilft, das Interesse an regionaler Architektur und Landesgeschichte wach zu erhalten“.
Die Stadt Neustrelitz ehrte die Annalise-Wagner-Preisträgerin mit der Annalise-Wagner-Medaille. Damit setzte die Heimatstadt Annalise Wagners dem Engagement ihrer Ehrenbürgerin für das „historische Gedächtnis der Region“ ein lebendiges Denkmal und würdigte den besonderen Beitrag hervorragender Regionalliteratur.

Zusätzlich zum Annalise-Wagner-Preis vergab die Annalise-Wagner-Stiftung zum dritten Mal in ihrer Stiftungsgeschichte eine "Lobende Anerkennung für junge Autoren", die in diesem Jahr durch eine projektgebundene Spende der Druck + Verlag Linus Wittich KG Sietow finanziert wurde. Ausgezeichnet wurde das Manuskript "Charakteristik mecklenburgisch-brandenburgischer Beziehungen: eine vergleichende Studie anhand der Genese westuckermärkischer Neusiedlungen" des 27jährigen Potsdamer Studenten Mario Huth.
Diese historische Studie über Auswanderer aus Mecklenburg bzw. Mecklenburg-Strelitz in das kleine brandenburgische Dörfchen Zootzen vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert überzeugt nicht nur durch akribische Auswertung der überraschend zahlreich aufgespürten Quellen, sondern stellt aus „historischem Blickwinkel“ aktuelle Fragen nach Toleranz gegenüber Fremden, nach Integration von Einwanderern und Entwicklungschancen durch Migration. Jurymitglied Peter Maubach lobte in der Festveranstaltung insbesondere Mario Huths hervorragende Quellenrecherche und seinen „Mut zum Querdenken“. In seinem Dankwort betonte der Jugendpreisträger, „dass es gerade in Zeiten, in denen man bundesweit wieder mit einem zunehmend erstarkenden Rechtsextremismus konfrontiert wird, sehr wichtig ist, sich mit Fragen nach Toleranz und Integration intensiv auseinander zu setzten“.
Im Rahmen der Preisverleihung dankte die Annalise-Wagner-Stiftung herzlich allen Bürgern, Kommunen und Unternehmen, die in diesem Jahr die gemeinnützige Stiftungsarbeit nachhaltig förderten bzw. die Organisation der Preisverleihung unterstützten: Finanzministerin Sigrid Keler, Stadt Neubrandenburg, Stadt Neustrelitz, Zinnober Kulturkreis Zachow e. V., Druck + Verlag Linus Wittich KG Sietow, Webasto AG Werk Neubrandenburg – sowie allen Bewerbern um den Annalise-Wagner-Preis 2007 und den 6 ehrenamtlichen Jurymitgliedern. Ein ganz besonderes „Stiftungs-Dankeschön“ ging an die Zustifter Sparkasse Mecklenburg-Strelitz, Sparkasse Neubrandenburg-Demmin sowie Steffen GmbH Friedland.

Für die Annalise-Wagner-Stiftung ist diese Unterstützung Verpflichtung und Ansporn, mit dem Annalise-Wagner-Preis auch künftig „ihren“ Impuls zu geben für die Entwicklung regionaler Kultur und Literatur und beizutragen zur Sensibilisierung einer breiten Öffentlichkeit für die Auseinandersetzung mit Wert und Wirkung von Regionalliteratur.
Die festliche Preisverleihung der Annalise-Wagner-Stiftung war eingebunden in den „Zachower Kultursommer“, der seit 16 Jahren mit großem Bürgerengagement vom Zinnober Kulturkeis Zachow e. V. organisiert wird. Ein Konzert der Musiziergemeinschaft „Collegium Instrumentale MV“ unter Leitung von KMD Wolfgang Rosenmüller umrahmte die Festveranstaltung und brachte die historische Zachower Fachwerkkirche zum Klingen. Zu entdecken gab es außerdem das druckfrische fünfte Heft der Neuen Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs, Regionalliteratur aus dem Angebot der Fachbuchhandlung Semdoc oder der Regionalbibliothek und eine Ausstellung mit Malerei von Swantje Wandt. Intensive Gespräche rund um die Stiftungsarbeit – bei Kaffee und "Zachower Zinnober Kuchen" – bleiben den „Stiftungsmitstreitern“ nicht nur in guter Erinnerung, sondern geben Kraft für die Vorbereitung der Ausschreibung des Annalise-Wagner-Preises 2008!
 

 
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