Annalise-Wagner-Preisträger

Annalise-Wagner-Preis 2010

Pauline de Bok

aus Amsterdam, Niederlande


für den dokumentarischen Roman


Blankow oder Das Verlangen nach Heimat
/
Pauline de Bok.
Aus dem Niederländischen von Waltraud Hüsmert.
Frankfurt a. M. :
weissbooks Verlag, 2009




Im Jahr 2010 lagen 44 Bewerbungen bzw. Vorschläge für den Annalise-Wagner-Preis 2010 vor.

A
uf einstimmigen Vorschlag der Jury des Annalise-Wagner-Preises 2010

und einstimmigen Beschluss des Kuratoriums erhält die niederländische Autorin Pauline de Bok den „Annalise-Wagner-Preis 2010“ für ihren dokumentarischen Roman „Blankow oder Das Verlangen nach Heimat“ (Weissbooks Verlag 2009, ISBN 978-394-0888-044, übersetzt von Waltraud Hüsmert).

Pauline de Bok erzählt in „Blankow oder Das Verlangen nach Heimat“ mit authentischen Lebensgeschichten aus der Region Mecklenburg-Strelitz deutsche Geschichte aus ostdeutschem Blickwinkel und setzt Maßstäbe für das Genre „literarische Non Fiction“. Seine inhaltliche und literarische Qualität verleihen diesem Text nachhaltigen Wert für Erinnerungskultur und kollektives Gedächtnis, weit über die Region hinaus, für deutsche wie für niederländische Leser.

Im verfallenen Vorwerk Blankow sucht die Ich-Erzählerin aus Amsterdam die Einsamkeit. Sie findet Briefe einstiger Bewohner und beginnt, in Gesprächen, Archiven und Dokumenten Lebensgeschichten aus der Zeit zwischen 1827 und der Gegenwart „Schicht für Schicht frei zu legen“ (P. de Bok). „Erinnerungsbruchstücke und Erinnerungslücken, Legenden und Fakten – mit Schwerpunkt auf Nachkriegs- und DDR-Zeit - zeigen, wie das ‚Verlangen nach Heimat’ und der Verlust von Heimat Lebensgeschichten prägt und Geschichte schreibt. Dabei wird auch das Fortgehen der Einheimischen als Tragik dieses Landstrichs über Jahrhunderte hinweg thematisiert“, heißt es in der Jurybegründung. Mit dem „Blick von außen“ gelingt es der niederländischen Autorin, „das Exemplarische“ in regional geprägten Schicksalen zu sehen und „die große Historie … anhand von Einzelleben zu erzählen“ (P. de Bok). Sie unterstreicht diesen Anspruch auf Allgemeingültigkeit durch die Entscheidung, „Blankow“ zwar erkennbar in der Region zu verorten (Bezugspunkte wie Neustrelitz und Neubrandenburg sind benannt), aber Ort und Personen zu anonymisieren. Pauline de Bok „möchte dem Leser nicht den Ausweg offenlassen, dass es sich um einen Einzelfall handele“. Wichtig ist der Autorin, dass „das Gedächtnis der deutschen Zeitgeschichte … nicht einseitig von der westlichen Nachkriegszeit … geprägt wird, dass es den Deutschen, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind und gelebt haben, gerecht wird“ (P. de Bok). „Die einfühlsam, jedoch unsentimental in eine poetische Sprache gebrachte Spurensuche zieht den Leser in ihren Bann, ohne ihm die Distanz zu nehmen für eigene Assoziationen“, hebt die Jury des Annalise-Wagner-Preises hervor. Der sachlich, leise, langsam erzählte Text erfordert und ermöglicht, „dass sich die Leser ihr eigenes Bild von Blankow machen, das aus ihren Erinnerungen hervorgeht und sich in ihre Erfahrung fügt“ (P. de Bok). Aktive Erinnerungsarbeit wird eingefordert, individuelle Auseinandersetzung mit Heimatbegriff und Identitätssuche herausgefordert. Einen besonderen Anteil daran haben die hervorragende literarische Übersetzung durch Waltraud Hüsmert sowie die buchkünstlerisch anspruchsvolle Edition des Weissbooks-Verlags.

Pauline de Bok, geboren 1956, lebt in Amsterdam. Sie studierte Theologie, Philosophie und Germanistik, arbeitet als Journalistin, Übersetzerin und Autorin. „Blankow oder Das Verlangen nach Heimat“ erschien 2006 in den Niederlanden und 2009 im Frankfurter Weissbooks-Verlag in deutscher Übersetzung von Waltraud Hüsmert. Rezensionen, Kurzbiografie und Kurzbibliografie von Pauline de Bok sind online verfügbar.

Susanne Schulz: Zuflucht mit exemplarischer Geschichte : Für „Blankow oder Das Verlangen nach Heimat“ erhält Pauline de Bok den Annalise-Wagner-Preis. – In: Nordkurier : Kultur & Freizeit (2010-05-14). – S. 21
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„Jeder hat sein eigenes Blankow“ :
Für ihr Buch „Blankow oder das Verlangen nach Heimat „ erhält die Niederländerin Pauline de Bok am Sonnabend in Wittenhagen den Annalise-Wagner-Preis. Matthias Wolf sprach mit Pauline de Bok. – In: Nordkurier : Blickpunkte (20101-06-23). – S. 3
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Festliche Verleihung des Annalise-Wagner-Preises 2010
am 26. Juni 2010 in der Kunsthalle Wittenhagen des Gutes Conow
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Laudatio : Axel Kahrs, Leiter der Niedersächsischen Stipendiatenstätte Künstlerhof Schreyahn, Vorstandsvorsitzender Nicolas-Born-Stiftung
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Dankwort: Pauline de Bok
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Grußwort der Präsidentin des Landtages Mecklenburg-Vorpommern, Frau Sylvia Bretschneider
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Grußadresse des Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, Herrn Henry Tesch
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Susanne Schulz: Heimat verlockt zum Wiederkommen
: Die Niederländerin Pauline de Bok empfindet den Annalise-Wagner-Preis als „drittes Leben“ für ihr Buch „Blankow“. – In: Nordkurier : Strelitzer Zeitung (2010-06-28). – S. 16
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Lesung von Pauline de Bok
im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage in Neubrandenburg am 05. Oktober 2010

Schoenwiese, Christoph: Unvollständige Erinnerungen : mit einer Lesung der holländischen Autorin Pauline de Bok gehen die diesjährigen Uwe-Johnson-Tage in Neubrandenburg zu Ende. – In: Nordkurier : Kultur und Freizeit (2010-10-07). – S. 25
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Reuter, Norman: Stöbern in der zweiten Heimat : Gespräch mit Annalise-Wagner-Preisträgerin Pauline de Bok. – In: Nordkurier : Müritz-Zeitung (2010-10-05). – S. 15
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