Annalise-Wagner-Preis 2006
Festliche Preisverleihung am 24. Juni 2006 in Neustrelitz

Anlässlich des 20. Todestages Annalise Wagners am 26. Juni 2006 fand die festliche Preisverleihung in Annalise Wagners Heimatstadt Neustrelitz
(Hertelsaal, Schlossstraße 2) und damit an dem historischen Ort statt, der mit ihrem Leben und Werk eng verbunden ist: In der Neustrelitzer Schloßstraße lebte und arbeitete Annalise Wagner, gründete vor 50 Jahren das Karbe-Wagner-Archiv, rief vor 40 Jahren die verdienstvolle Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs ins Leben, legte 1972/73 den Grundstein für das neue Museum der Stadt Neustrelitz und formulierte vor 20 Jahren ihr Testament, die Grundlage für die Errichtung der Annalise-Wagner-Stiftung, die 2006 auf 15 aktive Stiftungsjahre zurückblickt.

Karbe-Wagner-Archiv, Museum Neustrelitz und Annalise-Wagner-Stiftung zeigten am 24. Juni 2006 gemeinsam, dass Annalise Wagners Vermächtnis für ein starkes „historisches Gedächtnis“ der Region lebendig ist, bewahrt und weitergegeben wird – und wichtige Akzente für die Aufarbeitung regionaler Kulturgeschichte und die Förderung von Regionalliteratur setzt.

Mehr als 120 Gäste nutzten die „offenen Türen“ von Karbe-Wagner-Archiv und Museum zum Besuch, erlebten die Buchpremiere des vierten Heftes der Neuen Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs sowie die festliche Verleihung des 15. Annalise-Wagner-Preises.

Zum Auftakt der festlichen Preisverleihung nahm der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Neustrelitz, Herr Karsten Rohde, im Grußwort der Stadt Neustrelitz Bezug auf den historischen Ort, auf die Verantwortung der Stadt Neustrelitz für das Vermächtnis ihrer ersten Ehrenbürgerin und auf Pläne und Probleme im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung des ehemaligen Wohnhauses Annalise Wagners.

<< Hr. Karsten Rohde
Hr. Rainer Helmke >>
u.l.: Zustifter
u.r.: Jury 06


Herr Rainer Helmke, 2. Beigeordneter des Oberbürgermeisters der Stadt Neubrandenburg, zog in seinem Grußwort aus der Sicht des Stiftungsträgers das Resüme: „Annalise Wagner hat den Grundstein gelegt für den ersten Literaturpreis in unserem Bundesland, der nach 1990 neu ins Leben gerufen wurde, der privat initiiert und durch eine Stiftung vergeben wurde – und die Annalise-Wagner-Stiftung hat es in nur 15 Jahren geschafft, daraus einen anerkannten Literaturpreis zu machen, der jährlich ein „Merkzeichen“ setzt für den besonderen Wert von Regionalliteratur für das „Gedächtnis“ unserer Region und der zu einem  „Markenzeichen“ für inhaltlich und sprachästhetisch gute Regionalliteratur geworden ist.“ Er betonte, dass Annalise Wagner „bürgerschaftliches Engagement vorgelebt“ hat - und ihre Stiftung, die ehrenamtliche Stiftungsarbeit und der Annalise-Wagner-Preis „ein interessantes Beispiel dafür sind, wie wir Bürger selbst aktiv werden, selbst Verantwortung übernehmen, selbst Gutes tun können für die Gemeinschaft, wie wir uns aktiv einbringen können in die Entwicklung einer demokratischen Bürgergesellschaft.“ Er dankte im Namen der Stadt Neubrandenburg herzlich allen 148 Bürgern, die sich seit 1991 im Ehrenamt für die Annalise-Wagner-Stiftung engagiert haben.

Die Annalise-Wagner-Stiftung ehrte anschließend feierlich die Bürger, die sich als Zustifter engagieren und finanziell helfen, die Stiftungsarbeit nachhaltig zu sichern. Zum 15. Stiftungs-Geburtstag 2006 übergab die Stiftung zum ersten Mal Zustifter-Urkunden an private Zustifter und dankte herzlich: 

Herrn Thomas Kraus und Jürgen Haase (Hotel Schlossgarten), Herrn Stefan Petzelt (Landhotel Prälank) sowie Frau Michaela Möller, Annalise Wagners Großnichte, aus Biberach
.

Ein großes Stiftungs-Dankeschön galt ebenso allen Bürgern, die die Idee eines regionalen Literaturpreises im Jahr 2006 so intensiv mit Leben erfüllten: Die Stiftung dankte allen Bewerbern und allen Einreichern von Vorschlägen für ein überraschendes Geschenk zum 15. Stiftungsjubiläum: den „Bewerbungs-Rekord“ von 51 Texten. Und sie dankte herzlich allen ehrenamtlichen Mitgliedern der Jury des Annalise-Wagner-Preises 2006 für die engagierte, kompetente und verantwortungsbewusste Jury-Arbeit: Frau Dr. Gundula Engelhard von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e. V. , Herrn Dr. Peter Hofmann vom Friedländer Heimat- und Geschichtsverein e. V. , Frau Hannelore Raemisch vom Neustrelitzer Kulturrat e. V. und den Kuratoriumsmitgliedern Herrn Dirk Kollhoff aus Neustrelitz, Herrn Dr. Joachim Lübbert aus Neubrandenburg und Herrn Heinz Überdick aus Wanzka.

Die Jury schlug dem Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung vor, mit dem 15. Annalise-Wagner-Preis einen Text auszuzeichnen, der die jahrhundertelange Forschungsgeschichte auf den Spuren einer der geheimnisvollsten Mythen der Regionalgeschichte und auf den Spuren einer der spektakulärsten Geschichtsfälschungen Mecklenburgs wissenschaftlich korrekt und spannend auf den Punkt bringt: den historischen Abriss "Auf der Suche nach Rethra. Die Prillwitzer Idole“ von Rainer Szczesiak aus Roga.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Horst Wernicke, Geschäftsführender Direktor des Historischen Instituts der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald und Präsident des Landesheimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V. Er würdigte den Preisträgertext als seriöse wissenschaftliche Arbeit, welche ihren besonderen Wert dadurch erhält, dass Rainer Szczesiak die „Geschichte des Niedergangs der slawischen Besiedlung im Tollenseseeraum, in der das lutizische Hauptheiligtum Rethra eine bedeutende Rolle gespielt haben muß“, verbindet mit „der Suche nach dem historischen Rethra“, mit einer Bestandsaufnahme der „aktuellen Diskussion um Rethra“ und mit der „kurzweilig erzählten“ Geschichte der Prillwitzer Idole. Laudator und Preisträger sind sich einig in der Hoffnung, dass „Archäologie und Schriftgeschichtsschreibung trotz unterschiedlicher Sprachen zu einander kommen“, aber auch in der Wertung, dass die „Archäologie Informationslieferant Nummer eins“ ist, „nur aussagekräftige Bodenfunde letztlich den Beweis für die Entdeckung Rethras erbringen“ können. Prof. Wernicke zitierte ausdrücklich Rainer Szczesiaks Resüme: „Rethra liegt weiterhin im Dunkeln der Geschichte verborgen. Daher heißt es auch für die Zukunft: ‚Auf der Suche nach Rethra!‘“ Die Laudatio lobt die Preisträgerarbeit über den wissenschaftlichen Wert hinaus als „eine im Geiste Annalise Wagners verfasste Schrift“, die ihrem spezifischen Anliegen bestens gerecht wird, „einem größeren Publikum Aufklärung zu geben“.

 

<<Prof. Dr. Wernicke
Preisübergabe >>
u.l.: Gratulanten
u.r.: Rainer Szczesiak


Den mit 2500. – Euro dotierten Annalise-Wagner-Preis 2006 überreichten Herr Rainer Helmke, 2. Beigeordneter des Oberbürgermeisters der Stadt Neubrandenburg, Herr Karsten Rohde, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Neustrelitz und Hannelore Melka, Mitglied des Kuratoriums der Annalise-Wagner-Stiftung.

In seinem Dankwort hob Rainer Szczesiak hervor, dass sein Text als wissenschaftliche Vorarbeit für die gleichnamige Ausstellung des Neubrandenburger Regionalmuseums im Jahr 2005 entstand und auf den Forschungen vieler engagierter „Rethra-Forscher“ aus mehreren Jahrhunderten beruht. Die Auszeichnung sei für ihn vor allem „eine Würdigung der jahrzehntelangen erfolgreichen Arbeit des Neubrandenburger Museums sowie vieler ehrenamtlicher Helfer“. Die „Suche nach Rethra“ am Neubrandenburger Regionalmuseum prägte auch seine eigene Entwicklung wesentlich, war er doch bereits in den 80er Jahren zunächst als Mitglied des Museumsjugendklubs und später als Museumsassistent aktiv am archäologischen Forschungsprojekt „Südende Tollensesee“ des Neubrandenburger Regionalmuseums beteiligt und bekam dort sein „erstes Rüstzeug für den Beruf eines Archäologen vermittelt“. Rainer Szczesiak betonte: Die „Suche nach Rethra“ hat in unserer Region zur Ausbildung eines tiefen Geschichtsbewusstseins beigetragen. Sichtbares Zeichen dieser Entwicklung war 1872 die Gründung des Neubrandenburger Museums. Heute besitzt die einzigartige, sagenumwobene Historie Rethras eine große kulturelle Bedeutung, deren Ausstrahlung die breite Öffentlichkeit für die Regionalgeschichte sensibilisiert. Deshalb sollte Rethra als Allgemeingut für alle nutzbar sein.“ Der Annalise-Wagner-Preisträger erinnerte auch daran, dass es dem „unermüdlichen Wirken, dem großen Engagement Annalise Wagners“ zu verdanken ist, „dass zahlreiche Dokumente, unter anderem auch der Nachlass des bekannten Heimatforschers Walter Karbe der Nachwelt vorliegen“, die sich „als wichtige Informationsquelle für die Darstellung der jüngeren Geschichte der Prillwitzer Idole“ erwiesen.

Anlässlich des 20. Todestages Annalise Wagners und der Vergabe des 15. Annalise-Wagner-Preises ehrte die Stadt Neustrelitz zum ersten Mal einen Annalise-Wagner-Preisträger mit einer Ehrengabe der Heimatstadt Annalise Wagners, der Annalise-Wagner-Medaille. Die Stadt Neustrelitz setzt damit ihrer ersten Ehrenbürgerin ein lebendiges Denkmal, erinnert an Annalise Wagners Engagement für das „Gedächtnis der Region" und den besonderen Beitrag, den Regionalliteratur und Regionalliteratur-Autoren dafür leisten. Die erste Annalise-Wagner-Medaille verlieh der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Neustrelitz, Herr Karsten Rohde, am 24. Juni 2006 an Rainer Szczesiak aus Roga - und begründete damit eine neue Tradition mit großem symbolischem Wert.

 


Bei Kaffee und – von der Neustrelitzer Bäckerei Lange gespendetem - Kuchen gab es Gelegenheit zu intensivem Gedankenaustausch mit Stiftungsmitstreitern und „frisch gebackenem“ Preisträger.

Den Tag beschloß eine gute gemeinsame Tradition von Karbe-Wagner-Archiv und Annalise-Wagner-Stiftung, als zum dritten Mal Preisverleihung und Buchpremiere des vierten druckfrischen Heftes der Neuen Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs vermittelten, wie lebendig Annalise Wagners Vermächtnis ist und wie ihr Credo heute fortwirkt: „Nur der vermag sich die Zukunft zu bauen, der die geschichtliche Vergangenheit trotz kritischer Wertung achtet, der die Eigenart unseres Heimatlandes liebt“. Die Autoren des Sonderheftes über Walter Karbe (1877 – 1956) machten im 50. Todesjahr Walter Karbes neugierig auf die Auseinandersetzung mit seinem Leben und Werk - und erinnerten daran, welchen ganz besonderen Anteil er hat an der Entwicklung Annalise Wagners, an ihrer Entscheidung für ihre Lebensaufgabe und an der materiellen Grundlage für deren Verwirklichung.


Die Annalise-Wagner-Stiftung dankt

der Stadt Neustrelitz und der Stadt Neubrandenburg, Herrn Karsten Rohde und Herrn Rainer Helmke, Museum und Karbe-Wagner-Archiv in Neustrelitz, Herrn Prof. Dr. Horst Wernicke, Herrn Rainer Szczesiak,allen Zustiftern und allen Jurymitgliedern, allen Autoren des 4. Heftes der Neuen Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs, der Bäckerei Lange in Neustrelitz, dem Holzbläser-Duo des Musikschulzweckverbandes kon.centus - und allen Gästen für ihre Unterstützung der Idee eines regionalen Literaturpreises!

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