Annalise-Wagner-Preis 2012
Dr. Constanze
Jaiser und
Jacob David
Pampuch
aus
Berlin
Projektmaterial
für historisch-politische und Menschenrechtsbildung
Ein
Schmuggelfund aus dem KZ – Erinnerung,
Kunst und Menschenwürde
Projektmappe für den fächerübergreifenden Unterricht
53 Arbeitsblätter, 36 Spielkarten, 2 Hörbücher,
Begleitbuch für Pädagogen
Metropol Verlag, 2012,
ISBN 978-3-492-25854-8
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Der
Annalise-Wagner-Stiftung lagen im Jahr 2012 insgesamt 51 Bewerbungen und
Vorschläge vor. Die Jury beschloss einstimmig, den 21. Annalise-Wagner-Preis zu
vergeben eine „Arbeit, die gleichermaßen in der Region wurzelt wie auch den
Blick weitet für allgemeinmenschliche Werte“. Mit ihrem innovativen inhaltlichen
und didaktischen Konzept geben die Autoren Impulse für die aktuelle Diskussion
um zeitgemäße Formen und Gegenwartsbezüge von historischer Bildung zur
Geschichte des Nationalsozialismus. Es gelingt ihnen, „Brücken zu schlagen
zwischen historischem Lernen und Menschenrechtsbildung: auf der historischen,
auf der ganz subjektiven, aber auch auf der gegenwartspolitischen Ebene“ (C.
Jaiser).
Jurybegründung Annalise-Wagner-Preis 2012 (PDF)
Ausgangs- und Bezugspunkt der
Projektvorschläge bildet ein spektakulärer Fund aus der Region
Mecklenburg-Strelitz: 1975 wurden im Wald bei Neubrandenburg in einem
vergrabenen Glasbehälter Schriftstücke entdeckt, die polnische Mädchen und
Frauen 1943 aus dem
Konzentrationslager Ravensbrück
schmuggelten.
„Damit die Welt es erfährt…“
erfassten sie unter Lebensgefahr Listen von Erschießungen und medizinischen
Experimenten, beschrieben in 14 Briefen, 37 Gedichten und kleinen Kunstwerken
ihren Alltag im KZ. Es sind bewegende Dokumente ihrer Verzweiflung und ihres
Überlebenswillens, ihrer Angst und ihres Mutes zum Widerstand. Sie legen Zeugnis
darüber ab, wie bewusst die Häftlinge Verantwortung für die Verbreitung der
Wahrheit über NS-Verbrechen übernahmen und welche Kraft ihnen Poesie und Kunst
sowie ihr eigenes Ringen um Menschlichkeit und Menschenwürde gaben. Polnische
Kriegsgefangene im
Kriegsgefangenenlager Neubrandenburg – Fünfeichen leiteten
mehrfach solche Beweismittel, Briefe oder Gedichte nach Polen bzw. an die BBC
weiter, konnten diese Sendung wegen Verrats jedoch nur im Versteck vor der
Vernichtung retten. Mit Hilfe eines Überlebenden wurde sie 1975 geborgen und dem
Museum des Konzentrationslagers Auschwitz übergeben.
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Hintergrundinformationen, Bilder, Zeitzeugenberichte zum „Schmuggelfund aus
dem KZ“:
- Lebensgeschichte von
Zofia Pocilowska
in
Du bist anders? : Online-Ausstellung über Jugendliche in der Zeit des
Nationalsozialismus, Projekt der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden
Europas
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- Gunther Ball: Briefe aus Ravensbrück fanden ihren Weg in die Welt. – In:
Neubrandenburger Mosaik 17 (1993). – S. 92-98. – (Heimatgeschichtliches
Jahrbuch des Regionalmuseums ; 17) (PDF)
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Durch Recherchen nach poetischen Texten aus Konzentrationslagern wurden
Literaturwissenschaftlerin Dr. Constanze Jaiser und Erwachsenenbildner Jacob
David Pampuch auf diesen außergewöhnlichen „Schmuggelfund aus dem KZ“
aufmerksam. Mit ihrer didaktisch aufbereiteten Publikation für die politische
Bildungsarbeit fanden sie eine nachhaltig wirksame Form, um den Appell und das
Vermächtnis der polnischen Mädchen und Frauen aus dem KZ Ravensbrück und der
Kriegsgefangenen aus Neubrandenburg an junge Menschen unserer Zeit
weiterzugeben. Junge Deutsche können erstmals diese emotional bewegenden
authentischen Quellen in deutscher Übersetzung kennenlernen und werden
didaktisch herausgefordert, sich damit individuell oder in der Gruppe,
künstlerisch - kreativ und interdisziplinär auseinanderzusetzen. Aktiv
erschließen sie sich historisches Wissen zur NS-Geschichte, stellen es in Bezug
zu Fragen nach Menschenwürde und Menschenrechten und bringen es ein in Fragen an
die eigene Zeit, an eigene Werte und das eigene Leben. Ein „Schmuggelfund“ aus
Neubrandenburg, ein Mosaikstein der Regionalgeschichte von Mecklenburg-Strelitz,
verbindet regionale historische Spuren und bundesweite politisch-historische
Bildungsangebote, verknüpft historisches Wissen und Menschenrechtsbildung, regt
an zum Nachdenken über Wert und Wirkung literarischer Texte in ihrer Zeit und
weit darüber hinaus, fordert heraus zur Auseinandersetzung mit zeitgemäßer
Erinnerungskultur und mit der eigenen Verantwortung für Demokratie und
Menschenwürde.
Heute können immer weniger Zeitzeugen der NS-Geschichte ihre Erfahrungen an
junge Menschen weitergeben. Texte zur historischen Bildung spielen deshalb für
das „Gedächtnis der Region“ und für die „Zukunft der Erinnerung“ eine wachsende
Rolle. Für deren wissenschaftliche, literaturästhetische und
methodisch-didaktische Qualität übernehmen Autoren und Herausgeber besondere
Verantwortung. Darauf setzt der Annalise-Wagner-Preis 2012 einen kleinen, aber
bemerkenswert aktuellen „Spot“.
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Annalise-Wagner-Preis für Schulmaterial. –
In:
Nordkurier: Kultur & Freizeit. – Neubrandenburg (2012-05-19). –
S. 29 (PDF)
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Annalise-Wagner-Preis für Projekt aus KZ-Fundstücken. -
In: Nordkurier : Kultur & Freizeit. – Neubrandenburg (2012-06-18). – S. 29 (PDF)
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Bayer, Andreas: Schmuggelfund lässt Schüler über Würde nachdenken : den
Annalise-Wagner-Preis erhält in diesem Jahr ein Berliner Autorenduo …-
In: Nordkurier : Wochenendkurier. – Neubrandenburg (2012-06-16). – S. 11 (PDF)
Wagner, Andreas: [Rezension zu: „Ein Schmuggelfund aus dem KZ :
Erinnerung, Kunst und Menschenwürde ; Projektmappe …]. – In: Zeitgeschichte
regional : Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern. – Rostock 16(2012)2. – S.
104-105 (PDF)
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Die
Publikation wurde herausgegeben von der
Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz
und gefördert durch die
Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“.
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Haus
der Wannsee-Konferenz:
Newsletter 33, Juni 2012: Dr. Constanze Jaiser und Jacob David Pampuch
wurden mit dem Annalise-Wagner-Preis 2012 ausgezeichnet (PDF)
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Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“:
Pressemitteilung: Publikation „Ein Schmuggelfund aus dem KZ – Erinnerung,
Kunst und Menschenwürde“ wird mit dem 21. Annalise-Wagner-Preis
ausgezeichnet (PDF)
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Festliche Preisverleihung des 21.
Annalise-Wagner-Preises
am 17. Juni 2012 in der Dorfkirche Rattey
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Grußwort:
Sylvia Bretschneider,
Landtagspräsidentin des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern (PDF)
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Laudatio auf Dr. Constanze Jaiser und Jacob David Pampuch:
Prof. Dr. Irmela von der Lühe,
Freie Universität Berlin (PDF)
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Dankwort:
Dr. Constanze Jaiser und Jacob David Pampuch (PDF)
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Schulz, Susanne: Schmuggelfund mündet in doppeltes Ehrenwort
:
Projekt-Anregungen zur regionalen Geschichte aus der Zeit des
Nationalsozialismus wurde in Rattey der Annalise-Wagner-Preis
zuteil. - In: Nordkurier : Strelitzer Zeitung. – Neubrandenburg
(2012-06-19). – S. 17 (PDF)
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