stellte sich eine besondere
Lebensaufgabe: Sie wollte helfen, ihrer Heimatstadt Neustrelitz und
ihrer Heimatregion Mecklenburg-Strelitz nach dem Verlust von
Landeshauptarchiv (1934), Landesmuseum (1945) und Landesbibliothek
(1950) wieder ein „historisches Gedächtnis“ zu geben. Sie mahnte:
„Nur der vermag sich die Zukunft zu bauen, der die geschichtliche
Vergangenheit trotz kritischer Wertung achtet, der die Eigenart
unseres Heimatlandes liebt ...“
Und sie hat Bemerkenswertes erreicht: Annalise Wagner hinterließ als
unermüdliche Heimatforscherin und produktive Autorin, als Gründerin
des Karbe-Wagner-Archivs (1956), als langjährige Herausgeberin der
„Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs“ und als Wegbereiterin für
das neue Museum der Stadt Neustrelitz (1973) ein materielles und ein
geistiges Vermächtnis, das für das „historische Gedächtnis“ der
Region und für nächste Generationen von großem Wert ist.
Ihre Biografie ist geprägt durch die Widersprüche und Brüche
deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert und deren Spezifik in
Mecklenburg-Strelitz – widergespiegelt im Leben einer unbequemen,
streitbaren Frau mit kompromisslosem Anspruch an die „Freiheit des
Geistes“ und an ein „Leben nach eigenem Entwurf“. „Annalise
Wagner, die sich selbst manchmal Anna Eckstein nannte, wurde manchmal
zu einem Eckstein, an dem man sich stoßen konnte. Aber auch zu einem
Anstoß, der Anregungen vermittelte, die in die Zukunft weisen“,
schrieb Kurt Winkelmann (1932 –1996).
Als eine Konsequenz ihres Lebens entstand die
Annalise-Wagner-Stiftung. Denn Annalise Wagner formulierte 1986 als
ihren letzten Willen, in klarem Bewusstsein, dass dieser Wunsch unter
den gegebenen kulturpolitischen und rechtlichen Bedingungen nicht
realisierbar war: „Da in meinem gesamten Leben die mecklenburgische Kulturgeschichte
große Bedeutung hatte, ist es mein Wunsch, aus einem Teil des
Nachlasses die weitere Aufarbeitung der mecklenburgischen
Kulturgeschichte auch künftig zu fördern bzw. zu unterstützen. ...
Aus den Zinsen [des nachgelassenen Barvermögens] soll jährlich eine
derartige Arbeit, sei es in Prosa, Lyrik, Biografie, Geschichte usw.,
die einen besonderen Wert hat, mit einem Preis gewürdigt werden.“
Zum Erben bestimmte Annalise Wagner die Regionalbibliothek
Neubrandenburg. Als fünf Jahre später das Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern entstand und sich die Rechtsverhältnisse änderten,
wurde ihr letztes Vermächtnis Wirklichkeit: Auf Initiative der
Regionalbibliothek errichtete die Stadt Neubrandenburg am 19. März
1991 die
Annalise Wagners Testament legte auf diese Weise den Grundstein für
die erste Kulturstiftung, die nach 1990 in Mecklenburg-Vorpommern
entstand – und für eine der frühesten Stiftungsgründungen nach
1990 in den neuen Bundesländern. Als Stiftungszweck ist
festgeschrieben „die weitere Aufarbeitung der mecklenburgischen
Kulturgeschichte zu unterstützen und zu fördern.“ Dieser wird
insbesondere verwirklicht durch die Auszeichnung einer literarischen
Arbeit aus der oder über die Region Mecklenburg-Strelitz mit einem
regionalen Literaturpreis, dem
Der Annalise-Wagner-Preis war der erste Kulturpreis, der in
Mecklenburg-Vorpommern nach 1990 ins Leben gerufen wurde. Die Stiftung
benannte ihn nach Annalise Wagner - weil sie ihn stiftete, aber auch
weil sie lebenslang mit Literatur und Regionalliteratur eng verbunden
war: als Leserin mit bemerkenswertem Gespür auch für moderne
Literatur, als Buchhändlerin, Verlegerin, Archivarin, Autorin und als
Förderer anderer, besonders gern junger Autorinnen und Autoren.
Sachliteratur und Belletristik aus der oder über die Region
Mecklenburg-Strelitz - das sind Texte, die Daten und Fakten, Gedanken
und Gefühle, Welt- und Zukunftsbilder bewahren und weitergeben,
Kommunikation, Reflexion und Forschung ermöglichen. Diese
literarischen Dokumente sind wichtige Bestandteile eines „Gedächtnisses
der Region“! Durch die Vergabe des Annalise-Wagner-Preises möchte
die Annalise-Wagner-Stiftung die Öffentlichkeit für die
Nachhaltigkeit literarischer Texte und für die ganz besondere
Leistung von Autorinnen und Autoren sensibilisieren und beitragen zu
einer kulturellen Atmosphäre, die Schreiben und Publizieren in der
und über die Region Mecklenburg-Strelitz anregt
und fördert. Am Herzen liegt der Stiftung dabei die Förderung junger
Autoren. Deshalb kann auf Vorschlag der Jury zusätzlich zum
Annalise-Wagner-Preis jährlich eine „Lobende Anerkennung für junge
Autoren“ an Autoren bis 27 Jahre vergeben werden. Diese ist mit 200
Euro dotiert und wird durch Spenden an die Annalise-Wagner-Stiftung
finanziert.
Annalise-Wagner-Stiftung
c/o Regionalbibliothek Neubrandenburg
Stargarder Straße 8
17033 Neubrandenburg
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