Geschäftsbericht  der Annalise-Wagner-Stiftung 2006


16 Bürger der Stadt Neubrandenburg, der Stadt Neustrelitz und des Landkreises Mecklenburg-Strelitz engagierten sich im Berichtsjahr ehrenamtlich in Vorstand und Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung. Beide Stiftungsgremien trafen sich in Neubrandenburg und Neustrelitz zu  je drei Beratungen. Am 18. Otober 2006 wählte das Kuratorium für den Zeitraum Oktober 2006 bis 2008 einstimmig in den Stiftungsvorstand: Frau Cornelia Bugenings und Frau Christiane Weigt aus Neustrelitz sowie Herrn Dr. Reiner Wieland, Frau Eleonore Wolf und Frau Heike Birkenkampf aus Neubrandenburg. Aus seiner Mitte wählte der Vorstand Herrn Dr. Reiner Wieland zum Vorsitzenden.

Mit der Ausschreibung und Vergabe des 15. Annalise-Wagner-Preises für Texte aus der oder über die Region Mecklenburg-Strelitz verwirklichte die Annalise-Wagner-Stiftung im Berichtsjahr ihren gemeinnützigen Stiftungszweck und leistete einen nachhaltigen Beitrag zur Förderung regionaler Kultur und Literatur.

51 Bewerbungen und Vorschläge waren im 15. Jubiläumsjahr der Annalise-Wagner-Stiftung Beleg dafür, dass sich der Annalise-Wagner-Preis zu einem anerkannten Literaturpreis entwickelt hat und in der regionalen Literaturförderung einen besonderen Akzent setzt. Bei der Annalise-Wagner-Stiftung gingen 28 Eigenbewerbungen und 23 Vorschläge ein; 35 kamen aus der Region, 14 aus dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern bzw. der Bundesrepublik Deutschland und je eine Bewerbung aus Jamaika und Russland.

Als Juroren des Annalise-Wagner-Preises 2006 übernahmen Frau Dr. Gundula Engelhard von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V., Herr Dr. Peter Hofmann vom Friedländer Heimat- und Geschichtsverein e.V., Frau Hannelore Raemisch vom Neustrelitzer Kulturrat e.V. und die Kuratoriumsmitglieder Herr Dirk Kollhoff aus Neustrelitz, Herr Dr. Joachim Lübbert aus Neubrandenburg und Herr Heinz Überdick aus Wanzka ein verantwortungsvolles Ehrenamt. Die Jury beschloss einstimmig, den historischen Abriss "Auf der Suche nach Rethra. Die "Prillwitzer Idole“ von Rainer Szczesiak aus Roga (Landkreis Mecklenburg-Strelitz), erschienen 2005 in der Schriftenreihe des Regionalmuseums Neubrandenburg, zur Auszeichnung mit dem Annalise-Wagner-Preis 2006 vorzuschlagen. In der Jury-Begründung heißt es: „Erstmals vermittelt Rainer Szczesiak einen wissenschaftlich fundierten Überblick über alle bisher vorgetragenen Hypothesen zur Bedeutung und Lage des Tempelortes Rethra in Ostmecklenburg. Das slawische Heiligtum ist seit Jahrhunderten ein Anlass für Legendenbildung, Forschungsgegenstand und Anker regionaler Identität. Dem komplexen Gegenstand gemäß stellt der Autor nachvollziehbar die Problemkreise geomorphologische Entwicklung, Besiedlungsgeschichte und Quellenkritik dar. Die Kühnheit mancher Vermutungen wie die Beharrlichkeit von Forschern behandelt er mit Respekt. Der Verfasser diskutiert prägnant und unaufgeregt tatsächlich gesicherte historische Informationen und archäologische Funde. Die klare Struktur und vor allem die lebendige Sprache schaffen einen mit Vergnügen lesbaren Zugang zu diesem Mythos der Regionalgeschichte: Der „Wissenschaftskrimi“ um Rethra findet ebenso spannende Gestaltung wie der „Kunstfälschungskrimi“ um die Prillwitzer Idole. Die Publikation weckt Interesse an der Geschichte der slawischen Stämme Norddeutschlands, an den Wechselwirkungen zwischen Religions-, Kultur- und politischer Geschichte sowie an künftigen Forschungen zu Rethra.“ Das Kuratorium folgte dem Juryvorschlag einstimmig.

Anlässlich des 20. Todestages Annalise Wagners am 26. Juni 2006 fand die festliche Preisverleihung am 24. Juni 2006 in Annalise Wagners Heimatstadt und an dem historischen Ort statt, der mit ihrem Leben und Werk eng verbunden ist. In der Neustrelitzer Schlossstraße lebte und arbeitete Annalise Wagner, gründete vor 50 Jahren das Karbe-Wagner-Archiv, rief vor 40 Jahren die verdienstvolle Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs ins Leben, legte 1972/73 den Grundstein für das neue Museum der Stadt Neustrelitz und formulierte vor 20 Jahren ihr Testament, die Grundlage für die Errichtung der Annalise-Wagner-Stiftung, die 2006 auf 15 aktive Stiftungsjahre zurückblickt. Durch die Unterstützung der Stadt Neustrelitz war es möglich, dass Karbe-Wagner-Archiv Neustrelitz, Museum der Stadt Neustrelitz und Annalise-Wagner-Stiftung gemeinsam zeigten, dass Annalise Wagners Vermächtnis für ein starkes „historisches Gedächtnis“ der Region lebendig ist, bewahrt und weitergegeben wird und wichtige Akzente für die Aufarbeitung regionaler Kulturgeschichte sowie für die Förderung von Regionalliteratur setzt. Mehr als 120 Gäste nutzten die „offenen Türen“ von Karbe-Wagner-Archiv und Museum zum Besuch, erlebten die Buchpremiere des vierten Heftes der neuen Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs sowie die festliche Verleihung des 15. Annalise-Wagner-Preises. Den Annalise-Wagner-Preis 2006 überreichten Herr Rainer Helmke, 2. Beigeordneter des Oberbürgermeisters der Stadt Neubrandenburg, Herr Karsten Rohde, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Neustrelitz und Hannelore Melka, Mitglied des Kuratoriums der Annalise-Wagner-Stiftung. Die Laudatio auf den Annalise-Wagner-Preisträger 2006 hielt Prof. Dr. Horst Wernicke, Geschäftsführender Direktor des Historischen Instituts der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald und Präsident des Landesheimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern e.V. Er würdigte den Preisträgertext als wissenschaftliche Arbeit, welche ihren besonderen Wert dadurch erhält, dass Rainer Szczesiak die „Geschichte des Niedergangs der slawischen Besiedlung im Tollenseseeraum ... verbindet mit der Suche nach dem historischen Rethra, mit einer Bestandsaufnahme der aktuellen Diskussion um Rethra und mit der kurzweilig erzählten Geschichte der Prillwitzer Idole“. In seinem Dankwort hob Rainer Szczesiak hervor, dass seine Arbeit „auf den Forschungen vieler engagierter Rethra-Forscher aus mehreren Jahrhunderten beruht“ und die Auszeichnung für ihn vor allem „eine Würdigung der jahrzehntelangen erfolgreichen Arbeit des Neubrandenburger Museums sowie vieler ehrenamtlicher Helfer“ ist. Er betonte: Die „Suche nach Rethra“ hat in unserer Region zur Ausbildung eines tiefen Geschichtsbewusstseins beigetragen. Sichtbares Zeichen dieser Entwicklung war 1872 die Gründung des Neubrandenburger Museums. Heute besitzt die einzigartige, sagenumwobene Historie Rethras eine große kulturelle Bedeutung, deren Ausstrahlung die breite Öffentlichkeit für die Regionalgeschichte sensibilisiert.“ Laudatio und Dankwort werden auf der Homepage und in Heft 5 der Neuen Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs veröffentlicht.

Die Stadt Neustrelitz und die Stadt Neubrandenburg brachten in Grußworten ihre Wertschätzung für die Stiftungsarbeit als Teil des Vermächtnisses von Annalise Wagner zum Ausdruck. Herr Rainer Helmke betonte im Grußwort der Stadt Neubrandenburg insbesondere, dass Annalise Wagner „bürgerschaftliches Engagement vorgelebt“ hat und ihre Stiftung, die ehrenamtliche Stiftungsarbeit und der Annalise-Wagner-Preis „ein interessantes Beispiel dafür sind, wie wir Bürger ... uns aktiv einbringen können in die Entwicklung einer demokratischen Bürgergesellschaft.“ Er dankte im Namen der Stadt Neubrandenburg allen 148 Ehrenamtlichen, die sich seit 1991 für die Annalise-Wagner-Stiftung engagiert haben. Anlässlich des 20. Todestages Annalise Wagners und der Vergabe des 15. Annalise-Wagner-Preises ehrte die Stadt Neustrelitz erstmals einen Annalise-Wagner-Preisträger mit einer Ehrengabe der Heimatstadtt Annalise Wagners, der Annalise-Wagner-Medaille, und begründete damit eine neue Tradition mit symbolischem Wert.

Am 18. Oktober 2006 beschloss das Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung, den Annalise-Wagner-Preis 2007 in unveränderter Form und Dotierung auszuschreiben.

Vorstand und Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung dankten anlässlich des 15. Stiftungsjubiläums am 19. März 2006 der Stadt Neubrandenburg, der Stadt Neustrelitz, dem Landkreis Mecklenburg-Strelitz und der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin für vielfältige Förderung und Unterstützung. Am 4. Mai 2006 wurde der Dank der Stiftung an die Stadtvertretung Neustrelitz übermittelt, am 1. Juni 2006 zog Kuratoriumsvorsitzender Herr Dr. Joachim Lübbert vor der Neubrandenburger Stadtvertretung eine Bilanz der Stiftungsarbeit.

Die Kuratoriumsmitglieder Herr Dirk Kollhoff und Frau Angelika Wehnes-Stüve engagierten sich für die Fortsetzung des Schülerprojektes „Annalise Wagner – Anna Eckstein“ am Neustrelitzer Gymnasium Carolinum, das junge Menschen dazu anregte, Annalise Wagners Lebensleistungen, Persönlichkeit und Wirkungsgeschichte in historische Zusammenhänge zu stellen und historische Orte sowie Zeitzeugenberichte zu dokumentieren.

Für ihre persönlichen Verdienste um die Errichtung der Annalise-Wagner-Stiftung und für ihr hervorragendes Engagement im Stiftungs-Ehrenamt wurde Frau Gudrun Mohr während des Neubrandenburger Jahresempfangs der SPD im Mai 2006 mit dem „Backstein 2006“ gewürdigt und auf Beschluss der Stadtvertretung Neubrandenburg vom 16. November 2006 mit einem Eintrag in das Ehrenbuch der Stadt Neubrandenburg ausgezeichnet.

Öffentlichkeitsarbeit für den Stiftungsgedanken und den eigenen Stiftungszweck leistete die Annalise-Wagner-Stiftung durch die öffentliche Preisverleihung, die Lesung des Annalise-Wagner-Preisträgers 2006 innerhalb der Veranstaltungsreihe zum 50. Geburtstag des Karbe-Wagner-Archivs, durch Flyer über Stifterin, Stiftung, Preisträger 1992 – 2006 oder Preisverleihung 2006, durch die aktualisierte Dauerausstellung und die Ausstellung „15 Jahre Annalise-Wagner-Stiftung“ in der Neubrandenburger Regionalbibliothek sowie im Marktplatzcenter Neubrandenburg, durch aktuelle Informationen auf der Stiftungshomepage und vielfältige Pressearbeit.

Fünf Zustiftungen von Bürgern aus der Region halfen im Berichtsjahr nachhaltig, die Stiftungsarbeit zu sichern. Die Annalise-Wagner-Stiftung dankte öffentlich ihren Zustiftern Frau Hannelore Raemisch, Herrn Thomas Kraus und Herrn Jürgen Haase sowie Herrn Stefan Petzelt aus Neustrelitz, Frau Michaela Möller aus Biberach und dem Steffen Verlag Friedland. Die Rechnungsprüfer des Kuratoriums, Frau Gudrun Mohr und Herr Dirk Kollhoff, prüften und bestätigten am 17. Mai 2006 die ordnungsgemäße Verwaltung des Stiftungsvermögens, seine Erhaltung sowie die satzungsgerechte Verwendung der Erträge des Stiftungskapitals.

Dr. Joachim Lübbert
Vorsitzender des Kuratoriums

Dr. Reiner Wieland    
Vorsitzender des Vorstands

Heike Birkenkampf
Geschäftsstelle

 

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