Die
Jury des Annalise-Wagner-Preises 2007
Frau Kerstin Klim, Förderverein Regionalbibliothek e. V.
Frau Gudrun Mohr, Kuratorium Annalise-Wagner-Stiftung
Herr Klaus Granitzki, Geowissenschaftlicher Verein Neubrandenburg e.
V.
Herr Georg Huschke, Kuratorium
Annalise-Wagner-Stiftung
Herr Peter Maubach, Neubrandenburger Museumsverein e. V.
Herr Marco Zabel, Kuratorium Annalise-Wagner-Stiftung
schlägt einstimmig vor, eine
„Lobende Anerkennung für junge Autoren“ zu vergeben an das
Manuskript der wissenschaftlichen Studie „Charakteristik
Mecklenburgisch – Brandenburgischer Beziehungen : e. vergleichende
Studie anhand der Genese westuckermärkischer Neusiedlungen“
des 27jährigen Studenten Mario
Huth aus Potsdam.
Mario Huth zeigt am Beispiel des kleinen brandenburgischen Dorfes Zootzen
(heute: Landkreis Oberhavel, Bundesland Brandenburg), welchen Einfluss
vom ausgehenden Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert (mit Schwerpunkt
in der Frühen Neuzeit) Einwanderer aus dem mecklenburgischen
Nachbarland auf die Entwicklung dieser westuckermärkischen Siedlung
hatten und wie sich brandenburg-preußische Bedingungen auf den
weiteren Lebensweg der Einwanderer auswirkten. Im Mittelpunkt steht
dabei die soziale Schicht der einfachen Bürger, über die in bisher
publizierten wissenschaftlichen Arbeiten zu grenzüberschreitenden
Beziehungen zwischen Mecklenburg und Brandenburgs wenig veröffentlicht
wurde. Akribisch ermittelte und ausgewertete historische Quellen
belegen z. B. Motive für die Auswanderung aus Mecklenburg, aber auch
die Fremdwahrnehmung der Einwanderer in ihrer neuen Heimat.
Insbesondere die Fragen nach historischen Fakten zur Toleranz gegenüber
Fremden, nach Integration von Einwanderern und Entwicklungschancen
durch Migration stellen Mario Huths regionalgeschichtliche Studie in
aktuelle Bezüge. Ein besonderes Lob der Jury gilt der ausführlichen
Bibliografie, die Ortschronisten, historische Interessierten und
Historikern aus Mecklenburg-Vorpommern Zugang zu archivalischen
Quellen und Sekundärliteratur aus und über Brandenburg erleichtert.
Der Beitrag von Mario Huth ist eine sehr gute wissenschaftliche
Arbeit, die exemplarisch an einem relativ kleinen regionalen Beispiel
historische Prozesse zwischen Brandenburg und Mecklenburg erfasst.
Mario Huth ist es gelungen, durch intensives Quellenstudium und
Auswertung umfangreichen Archivmaterials das Thema der Beziehungen von
Menschen in Grenzregionen darzustellen, die im Spannungsfeld
unterschiedlicher staatlicher Herrschaftsbedingungen lagen. Er erfaßt
das Verhältnis zwischen den politisch herrschenden Bedingungen und
den Beziehungen der einfachen Untertanen Brandenburg-Preußens
einerseits und Mecklenburgs andererseits. Das aufgespürte
Kartenmaterial sowie statistische Auswertungen des Archivmaterials
sind für die Hand des historisch Interessierten ein ausgezeichnetes
Material für weitere Forschungen. Gleiches gilt für das umfangreich
benutzte Quellenmaterial, das dem Aufsatz angefügt ist. Die 140 Titel
umfassende Bibliografie ist ein wertvolles Kompendium für weitere
historische Forschungsarbeit für Historiker und Hobby-Historiker. Auf
der Grundlage dieser Arbeit können weitere historische Materialien zu
zwischenstaatlichen und zwischenmenschlichen Beziehungen in
Grenzregionen im Verlaufe historischer Entwicklungsprozesse erarbeitet
werden.
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