Sehr
geehrter Herr Minister Prof. Dr. Dr. Metelmann, sehr
geehrter Herr Prof. Dr. Wernicke, werte Jury- und
Kuratoriumsmitglieder der Annalise-Wagner-Stiftung, sehr
geehrte Damen und Herren, liebe Verwandte und Freunde!
Überrascht, aber mit großer Freude und Dankbarkeit habe
ich die Entscheidung der Jury und des Kuratoriums der
Annalise-Wagner-Stiftung über die Zuerkennung des diesjährigen
Preises der Annaliese-Wagner-Stiftung für meine Arbeit
„Schule in Mecklenburg-Strelitz. 1701 – 1933„ zur
Kenntnis genommen. Überrascht war ich, weil bei 36
eingereichten Arbeiten die Entscheidung für ein sehr
spezielles Thema und bestimmt nicht ganz leicht zu
lesendes Buch gefallen war. Mein herzlicher Dank gehört
deshalb zunächst der Jury und dem Kuratorium für diese
Wahl. Ich danke gleichzeitig Herrn Prof. Dr. Metelmann für
seine lobenden Worte. Dank gebührt auch Herrn Prof. Dr.
Wernicke als Doktorvater, der mir bei der Erarbeitung der
Dissertation viele wertvolle Hinweise gegeben hat.
Ich
möchte mich an dieser Stelle auch nochmals bei meiner
Frau für ihr Verständnis für meine „Hobbyarbeit„
bedanken und bei meiner Tochter für die oftmalige
„Pannenhilfe„ bei den Tücken des Computers.
An meiner Sprache werden sie unschwer erkennen, dass kein
geborener Mecklenburger den diesjährigen Preis zuerkannt
bekam. Wie kommt ein Thüringer aus der Goethestadt Weimar
dazu, sich mit der Mecklenburger Schulgeschichte zu
befassen?
Im 19. Jahrhundert verließen vor allem aus
wirtschaftlichen Gründen tausende Menschen Mecklenburg,
auch Friedland. Noch mehr Menschen verließen wegen des
Wegbrechens ihrer Arbeitsplätze nach der politischen
Wende unser Land. Es gab aber auch Zeiten, wo viele
Menschen nach Mecklenburg kamen. Es war dies z. B. die
Zeit, als die Städte des späteren Mecklenburg-Strelitz
im 13. Jahrhundert gegründet wurden. Vor allem aber auch
die Zeit nach dem 2. Weltkrieg mit den aus den östlichen
Gebieten umgesiedelten Deutschen. Und dann noch einmal
Mitte der fünfziger und sechziger Jahre des vergangenen
Jahrhunderts, als ehemalige Wismutkumpel für die
Landwirtschaft in Mecklenburg geworben wurden und auch für
alle übrigen Bereiche der Wirtschaft ausgebildete
Fachleute für die drei Nordbezirke gesucht wurden. So
kamen meine Brüder als Architekt und Tierarzt nach
Neubrandenburg. Da wir drei Brüder zusammenbleiben
wollten, kam auch ich als Kunsterzieher und Lehrer für
Geschichte in den damaligen Kreis Neubrandenburg. Vor
allem die vielen vortreffliche Menschen, die ich in der
Schule und beim Sport in Friedland kennen lernte, haben
mich bewogen, in Mecklenburg zu bleiben. Genau prüfend,
aber mit Ehrlichkeit und Herzlichkeit wurden wir
„Nordlandfahrer“ aufgenommen. Als Übungsleiter,
Vorstandsmitglied und dann auch als langjähriger
Vorsitzender der Betriebssportgemeinschaft Traktor beschäftigte
ich mich zunächst mit der Vergangenheit des Friedländer
Sports, ist doch seine Geschichte zwei Jahre älter als
die der Hamburger Turnerschaft von 1816, die sich selbst
gern als ältester Sportverein Deutschlands bezeichnet. Da
der Beginn des Friedländer Sports eng mit dem Wirken des
Lehrers der Gelehrtenschule Carl Christian Ehregott
Leuschners verbunden ist, war die Beschäftigung mit
dieser Schule geboten. Dies vor allem auch, als nach der
politischen Wende mir die Leitung des Neuaufbaus des Neue
Friedländer Gymnasiums übertragen wurde. So entstand
nach dem Eintritt in den Ruhestand zum zehnjährigen
Bestehen des wieder ins Leben gerufenem Gymnasium zunächst
eine Chronik dieser traditionsreichen Einrichtung. Dabei
stellte ich fest, dass durch die Zerstörung großer Teile
der Stadt, durch das „auf die Straße werfen„ des zum
Glück erhaltenen Stadtarchivs und die Auflösung des
Gymnasiums fast keine Originaldokumente mehr in Friedland
vorhanden waren.
Viele interessante offene Probleme und die in dieser Zeit
im Land beginnende Diskussion um die Umgestaltung des
Bildungswesens in Mecklenburg veranlassten mich zur
Erarbeitung der vorliegenden Studie. Natürlich spielten für
mich der sinnvolle Umgang mit der kostbaren Zeit, das
geistige Fithalten, das Ausprobieren der Kräfte und das
ständige Lernen bis ins Alter dabei eine wesentliche
Rolle.
Wie die Neustrelitzer Heimatforscher Walter Karbe und
Annaliese Wagner empfand ich bald schmerzlich, dass nur
noch wenige Originaldokumente in den Archiven, Museen und
Bibliotheken der Region vorhanden sind. Das
Landeshauptarchiv Mecklenburg und das Landesarchiv der
evangelischen Kirche in Schwerin sind oft die einzigen
Fundstellen für Originalquellen. Ich möchte mich bei
beiden Einrichtungen für die Bereitstellung der gewünschten
Akten bedanken. Der Arbeitstag wird aber lang, wenn man 3
Stunden für die Hinfahrt, 9 Stunden im Archiv und 3
Stunden Rückfahrt hat. Und bei mancher etwas
unleserlichen Schrift oder durch das Alter schwer lesbarer
Quelle schafft man an einem Arbeitstag oft nicht allzu
viel. Ich sah deshalb eine Aufgabe für meine Arbeit
darin, möglichst oft die Quellen selbst sprechen zu
lassen und hoffe, dass andere Nutzer dieses Material für
weitere Untersuchungen auswerten mögen.
In diesem Zusammenhang möchte ich die Bemühungen der
Regionalbibliothek und des Regionalmuseums Neubrandenburg,
des Stadtmuseums und der Kirchenbibliothek Friedland
um die Sammlung und Bewahrung von Literatur zur
Regionalgeschichte hervorheben und mich auch bei diesen
Einrichtungen für die Unterstützung bedanken.
Sicherlich erwarten sie jetzt auch einige Erkenntnisse aus
der Forschungsarbeit.Im Spaß könnte man sagen: Die Schüler
haben sich in den mehr als 200 Jahren nicht wesentlich geändert.
Die Lehrer und die Schulaufsichtsbehörden haben immer
geklagt, dass die Kinder und Jugendlichen nicht lernwillig
sondern bequem, nicht immer ehrlich und z. T. wenig
erzogen sind. Nur mit dieser Meinung würde man der großen
Zahl der ehemaligen Schüler des Landes
Mecklenburg-Strelitz, die später im Leben Hervorragendes
geleistet haben, nicht gerecht. Genau so wenig darf man
das Urteil des Pastors Joachim Schulze von St. Nicolai über
den Schulhalter Schneppers in Friedland von 1726 als
typisch für alle Lehrer ansehen. Formulierte er doch, dem
Schulhalter fehle die Fähigkeit zum nutzbringenden
Unterrichten, er sei „eselfaul„ und dem Trunk ergeben,
könne keine Ordnung und Disziplin durchsetzen, prügele
Kinder mit 3 und 4 Jahren blau und braun, schlüge seine
Frau und schicke sie zum Betteln in die Stadt und in die Dörfer.
Die Untersuchungen zeigen dagegen, dass zu allen Zeiten
sehr gute Lehrer hervorragenden Unterricht gaben und so
zum Aufschwung der Wissenschaften, der Wirtschaft und der
Kultur beigetragen haben. Für die höheren Schulen möchte
ich hier nur den Friedländer Peter Carl Bogislav Wegner
und für die niederen Schulen den Neubrandenburger Dr.
Karl Wendt erwähnen. Natürlich ist aber die Entwicklung
im Bildungswesen der Städte und Dörfer im Land
Mecklenburg-Strelitz unterschiedlich verlaufen, durch
gesellschaftliche Bedingungen und das Engagement der
Lehrer geprägt worden. Die Schulen und ihre Lehrer
bestimmten immer das kulturelle und gesellige Leben in den
Dörfern und Städten mit. Es schmerzt deshalb sehr, wenn
man in der Gegenwart wegen des gravierenden Rückgangs der
Schülerzahlen das Sterben vieler Schulen im Land erleben
muss.
Der begrenzte Zeitrahmen verwehrt weitere Ausführungen
zum Inhalt und ich muss auf das im Steffen-Verlag
Friedland gedruckte Buch verweisen. An dieser Stelle ein
ganz herzliches „Danke" an Herrn Steffen für die
gute Unterstützung bei der Herausgabe der Arbeit.
Bleibt zum Schluss nur noch die Feststellung, dass die
Auszeichnung mit dem Annalise-Wagner-Preis mich in der
Fortsetzung der Erforschung regionalgeschichtlicher
Probleme bestärkt und der nochmalige Dank an alle Förderer
meiner Untersuchung, an die Jury und das Kuratorium der
Annalise-Wagner-Stiftung.
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