Annalise-Wagner-Preisträger 2005


Dr. Wolfgang Barthel : Dankwort

 

Sehr geehrter Herr Minister Prof. Dr. Dr. Metelmann, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Wernicke, werte Jury- und Kuratoriumsmitglieder der Annalise-Wagner-Stiftung, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Verwandte und Freunde!

Überrascht, aber mit großer Freude und Dankbarkeit habe ich die Entscheidung der Jury und des Kuratoriums der Annalise-Wagner-Stiftung über die Zuerkennung des diesjährigen Preises der Annaliese-Wagner-Stiftung für meine Arbeit „Schule in Mecklenburg-Strelitz. 1701 – 1933„ zur Kenntnis genommen. Überrascht war ich, weil bei 36 eingereichten Arbeiten die Entscheidung für ein sehr spezielles Thema und bestimmt nicht ganz leicht zu lesendes Buch gefallen war. Mein herzlicher Dank gehört deshalb zunächst der Jury und dem Kuratorium für diese Wahl. Ich danke gleichzeitig Herrn Prof. Dr. Metelmann für seine lobenden Worte. Dank gebührt auch Herrn Prof. Dr. Wernicke als Doktorvater, der mir bei der Erarbeitung der Dissertation viele wertvolle Hinweise gegeben hat.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmals bei meiner Frau für ihr Verständnis für meine „Hobbyarbeit„ bedanken und bei meiner Tochter für die oftmalige „Pannenhilfe„ bei den Tücken des Computers.

An meiner Sprache werden sie unschwer erkennen, dass kein geborener Mecklenburger den diesjährigen Preis zuerkannt bekam. Wie kommt ein Thüringer aus der Goethestadt Weimar dazu, sich mit der Mecklenburger Schulgeschichte zu befassen?
Im 19. Jahrhundert verließen vor allem aus wirtschaftlichen Gründen tausende Menschen Mecklenburg, auch Friedland. Noch mehr Menschen verließen wegen des Wegbrechens ihrer Arbeitsplätze nach der politischen Wende unser Land. Es gab aber auch Zeiten, wo viele Menschen nach Mecklenburg kamen. Es war dies z. B. die Zeit, als die Städte des späteren Mecklenburg-Strelitz im 13. Jahrhundert gegründet wurden. Vor allem aber auch die Zeit nach dem 2. Weltkrieg mit den aus den östlichen Gebieten umgesiedelten Deutschen. Und dann noch einmal Mitte der fünfziger und sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als ehemalige Wismutkumpel für die Landwirtschaft in Mecklenburg geworben wurden und auch für alle übrigen Bereiche der Wirtschaft ausgebildete Fachleute für die drei Nordbezirke gesucht wurden. So kamen meine Brüder als Architekt und Tierarzt nach Neubrandenburg. Da wir drei Brüder zusammenbleiben wollten, kam auch ich als Kunsterzieher und Lehrer für Geschichte in den damaligen Kreis Neubrandenburg. Vor allem die vielen vortreffliche Menschen, die ich in der Schule und beim Sport in Friedland kennen lernte, haben mich bewogen, in Mecklenburg zu bleiben. Genau prüfend, aber mit Ehrlichkeit und Herzlichkeit wurden wir „Nordlandfahrer“ aufgenommen. Als Übungsleiter, Vorstandsmitglied und dann auch als langjähriger Vorsitzender der Betriebssportgemeinschaft Traktor beschäftigte ich mich zunächst mit der Vergangenheit des Friedländer Sports, ist doch seine Geschichte zwei Jahre älter als die der Hamburger Turnerschaft von 1816, die sich selbst gern als ältester Sportverein Deutschlands bezeichnet. Da der Beginn des Friedländer Sports eng mit dem Wirken des Lehrers der Gelehrtenschule Carl Christian Ehregott Leuschners verbunden ist, war die Beschäftigung mit dieser Schule geboten. Dies vor allem auch, als nach der politischen Wende mir die Leitung des Neuaufbaus des Neue Friedländer Gymnasiums übertragen wurde. So entstand nach dem Eintritt in den Ruhestand zum zehnjährigen Bestehen des wieder ins Leben gerufenem Gymnasium zunächst eine Chronik dieser traditionsreichen Einrichtung. Dabei stellte ich fest, dass durch die Zerstörung großer Teile der Stadt, durch das „auf die Straße werfen„ des zum Glück erhaltenen Stadtarchivs und die Auflösung des Gymnasiums fast keine Originaldokumente mehr in Friedland vorhanden waren.

Viele interessante offene Probleme und die in dieser Zeit im Land beginnende Diskussion um die Umgestaltung des Bildungswesens in Mecklenburg veranlassten mich zur Erarbeitung der vorliegenden Studie. Natürlich spielten für mich der sinnvolle Umgang mit der kostbaren Zeit, das geistige Fithalten, das Ausprobieren der Kräfte und das ständige Lernen bis ins Alter dabei eine wesentliche Rolle.

Wie die Neustrelitzer Heimatforscher Walter Karbe und Annaliese Wagner empfand ich bald schmerzlich, dass nur noch wenige Originaldokumente in den Archiven, Museen und Bibliotheken der Region vorhanden sind. Das Landeshauptarchiv Mecklenburg und das Landesarchiv der evangelischen Kirche in Schwerin sind oft die einzigen Fundstellen für Originalquellen. Ich möchte mich bei beiden Einrichtungen für die Bereitstellung der gewünschten Akten bedanken. Der Arbeitstag wird aber lang, wenn man 3 Stunden für die Hinfahrt, 9 Stunden im Archiv und 3 Stunden Rückfahrt hat. Und bei mancher etwas unleserlichen Schrift oder durch das Alter schwer lesbarer Quelle schafft man an einem Arbeitstag oft nicht allzu viel. Ich sah deshalb eine Aufgabe für meine Arbeit darin, möglichst oft die Quellen selbst sprechen zu lassen und hoffe, dass andere Nutzer dieses Material für weitere Untersuchungen auswerten mögen.

In diesem Zusammenhang möchte ich die Bemühungen der Regionalbibliothek und des Regionalmuseums Neubrandenburg, des Stadtmuseums und der Kirchenbibliothek Friedland  um die Sammlung und Bewahrung von Literatur zur Regionalgeschichte hervorheben und mich auch bei diesen Einrichtungen für die Unterstützung bedanken.

Sicherlich erwarten sie jetzt auch einige Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit.Im Spaß könnte man sagen: Die Schüler haben sich in den mehr als 200 Jahren nicht wesentlich geändert. Die Lehrer und die Schulaufsichtsbehörden haben immer geklagt, dass die Kinder und Jugendlichen nicht lernwillig sondern bequem, nicht immer ehrlich und z. T. wenig erzogen sind. Nur mit dieser Meinung würde man der großen Zahl der ehemaligen Schüler des Landes Mecklenburg-Strelitz, die später im Leben Hervorragendes geleistet haben, nicht gerecht. Genau so wenig darf man das Urteil des Pastors Joachim Schulze von St. Nicolai über den Schulhalter Schneppers in Friedland von 1726 als typisch für alle Lehrer ansehen. Formulierte er doch, dem Schulhalter fehle die Fähigkeit zum nutzbringenden Unterrichten, er sei „eselfaul„ und dem Trunk ergeben, könne keine Ordnung und Disziplin durchsetzen, prügele Kinder mit 3 und 4 Jahren blau und braun, schlüge seine Frau und schicke sie zum Betteln in die Stadt und in die Dörfer.
Die Untersuchungen zeigen dagegen, dass zu allen Zeiten sehr gute Lehrer hervorragenden Unterricht gaben und so zum Aufschwung der Wissenschaften, der Wirtschaft und der Kultur beigetragen haben. Für die höheren Schulen möchte ich hier nur den Friedländer Peter Carl Bogislav Wegner und für die niederen Schulen den Neubrandenburger Dr. Karl Wendt erwähnen. Natürlich ist aber die Entwicklung im Bildungswesen der Städte und Dörfer im Land Mecklenburg-Strelitz unterschiedlich verlaufen, durch gesellschaftliche Bedingungen und das Engagement der Lehrer geprägt worden. Die Schulen und ihre Lehrer bestimmten immer das kulturelle und gesellige Leben in den Dörfern und Städten mit. Es schmerzt deshalb sehr, wenn man in der Gegenwart wegen des gravierenden Rückgangs der Schülerzahlen das Sterben vieler Schulen im Land erleben muss.
Der begrenzte Zeitrahmen verwehrt weitere Ausführungen zum Inhalt und ich muss auf das im Steffen-Verlag Friedland gedruckte Buch verweisen. An dieser Stelle ein ganz herzliches „Danke" an Herrn Steffen für die gute Unterstützung bei der Herausgabe der Arbeit.

Bleibt zum Schluss nur noch die Feststellung, dass die Auszeichnung mit dem Annalise-Wagner-Preis mich in der Fortsetzung der Erforschung regionalgeschichtlicher Probleme bestärkt und der nochmalige Dank an alle Förderer meiner Untersuchung, an die Jury und das Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung.
 

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