Lobende Anerkennung für junge Autoren 2005

Preisverleihung 18. Juni 2005 in der Regionalbibliothek Neubrandenburg

Elisabeth Hofmann : Dankwort


Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

wenn mir in Berlin zufällig ein bekanntes Gesicht begegnet oder wenn in großen Städten immer wieder dieselben Werbeplakate und Supermarktketten ins Auge fallen, dann drängt sich der Gedanke auf: Die Welt ist ein Dorf.
Und andersherum: Wenn meine Mutter aus Neustrelitz berichtet, was gerade auf der Bühne des Landestheaters gespielt wird, welches Programm die Kachelofenfabrik in diesem Monat bietet oder wie viele Menschen die Ausstellungseröffnung in der Plastikgalerie Schlosskirche besuchten, dann entsteht der Eindruck: Mecklenburg-Strelitz ist die Welt.
Und schließlich: Als ich in der Bibliothek der Ernst Barlach Stiftung Güstrow, im Karbe-Wagner-Archiv zu Neustrelitz und in der Regionalbibliothek Neubrandenburg nach Spuren des großen Künstlers Ernst Barlach suchte, hatte ich das Gefühl: Hier liegen ganze Welten verborgen.

Wer will da behaupten, dass diese Region jungen Menschen kaum etwas zu bieten hat. Es gibt viel zu entdecken! Und der Anerkennungspreis der Annalise-Wagner-Stiftung, von den Neustrelitzer Stadtwerken gesponsert, sowie das Freiwillige Jahr in der Ernst Barlach Stiftung waren für mich Experimentierräume, wo ich mich ohne wissenschaftlichen Titel recherchierend versuchen konnte und wo ich vor allem über den privaten und bisherigen schulischen sowie universitären Rahmen hinaus Menschen fand, die mir ernsthaft zuhörten, meinen Text lasen und kritisierten. Ich hoffe, dass noch viele diese Denk- und Erfahrungsräume nutzen werden und möchte mich an dieser Stelle bei denjenigen bedanken, die mir nach und nach die Türen geöffnet haben – in chronologischer Reihenfolge: Herr Dr. Probst, Frau Thieme, Frau Tschepego, Frau Birkenkampf und in der letzten Arbeitsphase noch einmal besonders intensiv Frau Tschepego.

Eigentlich sollten an dieser Stelle ganz andere Schlussworte folgen, bis ich vorgestern in der neu erschienenen ZEIT ein Interview mit Herrn Dieter Simon, dem Präsidenten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, las.

Zu Beginn heißt es darin: „DIE ZEIT: Seit sechs Monaten feiern wir das Einsteinjahr, überall hängen Plakate mit Einstein-Zitaten. Ein Erfolg für die Wissenschaft in Deutschland?“ Auf diese Frage antwortet Herr Simon: „Ob diese Strategie wirklich so glücklich ist, kann man sich fragen. Ich finde, es hat eher etwas Groteskes, wenn Einsteins Aussprüche nun bis ins letzte mecklenburgische Dorf getragen werden. Da laufen dann die Bauern morgens auf dem Weg in ihre ehemalige LPG an diesen Plakaten vorbei und lesen beispielsweise: ,Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen’ Was fragen die sich da wohl? Wie das Wetter wird oder ob die Ernte gut ausfällt?“ (DIE ZEIT Nr.25, 16. Juni 2005, S.39)

Sehr geehrte Damen und Herren, ich denke, wenn Herr Simon eine Frau wie Annalise Wagner kennen würde, wenn er heute hier zugegen wäre, dann wüsste er es besser, über welche Fragen man in Mecklenburg nachdenkt.
Vielen Dank!

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